Aus unserem Logbuch

Einmal Teufelsmühle und zurück…

von | Mai 27, 2020 | Heimatgeschichten

„Erzählt mir von der Teufelsmühle“ – Die Gespräche verstummten.
„Ihr wart doch dort? Ihr habt sie gesehen, oder?“

Der alte Pirat schnaubte, trank aus seinem Krug, strich sich durch den ungepflegten Bart und blickte dem jungen Matrosen, der ihm mit erwartungsvollem Blick gegenüber sahs, direkt in die Augen. „Mühle?“, lachte er. „Es gibt keine Mühle.“

Er musterte den angehenden Piraten und als er eine leichte Enttäuschung in seiner Haltung wahrnahm, beugte er sich verschwörerisch nach vorne und begann zu erzählen.

„Einst lagen auf dem Berg große Sandsteinblöcke – vermutlich aus einer Zeit lange vor der unserigen. Der Teufel wollte dort oben eine Mühle errichten. Er hatte Sie auch fast fertiggestellt. Es fehlte nur ein einziger letzter Steinblock“. Der Alte blickte sich um und stellte fest, dass auch die übrigen Gäste weiterhin gespannt zuhörten. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Die Musik hatte ausgesetzt, und selbst der Gastwirt hielt gespannt inne. „Na dann,“ dachte er sich, „kann ich auch die ganze Geschichte erzählen“

„Ein Müller war`s“, fuhr er fort, „Einer aus dem Murgtal. Der jammerte weil seine Mühle so ungünstig an der Murg lag, dass er einmal zuviel, einmal zuwenig Wasser bekam. Und eines Tages rief er vor Zorn, dass er sich verflixt nochmal wünsche das der Teufel höchstpersönlich doch eine Mühle bauen solle.“ Er machte eine künstlerische Pause und vergewisserte sich der Aufmerksamkeit seiner Zuhörer. „Und der Teufel? Natürlich würde er dem Müller eine Mühle bauen. Er würde ihm eine Mühle auf dem Steinberg errichten, noch bevor der Hahn am nächsten Tage kräht. Im Gegenzug verlangte er die Seele des Müllers.“

Er machte eine weitere Pause und trank einen großen Schluck aus seinem Krug. Der junge Matrose sah in auffordernd an. Der Alte blickte auf seinen nun leeren Krug und dann zu seinem Gegenüber. Dieser verstand und signalisierte dem Wirt, er solle noch zwei Krüge bringen. Der Alte lächelte und erzählte weiter…

„Am nächsten morgen stand sie da. Die Mühle. Fix und Fertig. Allerdings bemerkte der Müller das ein letzter Steinblock fehlte. Die Mühle war also noch nicht vollendet. Als der Müller den Teufel darauf aufmerksam machte, flog dieser los um den letzten, fehlenden Stein zu besorgen. Aber noch bevor er diesen einsetzen und somit die Mühle vollenden konnte, krähte unten in Loffenau der Hahn. Das machte den Teufel so wild, dass er kurzerhand die ganze Mühle wieder zerstörte, so dass kein Stein auf dem anderen blieb“

„Da hatte der Müller aber Glück“, sagte der junge Matrose. „Glück?“, fragte der Alte, „Du meinst das war Glück? HA! Du hast die Pointe der Geschichte noch nicht gehört“ – „Wie geht denn die Geschichte aus?“ – Der Alte beugte sich über den Tisch zu dem angehenden Piraten hinüber und sprach: „Das war kein Hahn der da früh morgens krähte, das war der Müller selbst. Der hieß mit Nachnamen nämlich ‚Hahn'“ – Der Gastraum brach in Gelächter aus. Der junge Pirat kam sich ein wenig verschaukelt vor und wollte gerade gehen.

Da fasste der Alte ihm an den Arm und flüsterte: „Aber wenn Du dort bist, sieh dich um. Was dort oben wirklich ist? Dort hat der Teufel seine Frau begraben. Du findest dort ihr Grab“ – Das Gelächter verstummte wieder…

Mitschnitt aus der Hafenschänke

Wer jemals die Region Karlsruhe, Rastatt, Gernsbach und Umgebung besucht, sollte sich eine Wanderung auf die Teufelsmühle nicht entgehen lassen. Die Teufelsmühle liegt südlich von Loffenau und bietet einen herrlichen Ausblick ins Murgtal und in die Rheinebene. Sie ist beliebtes Ausflugsziel und bietet einen Startplatz für Drachen- und Gleitschirmflieger.

Für den Besuch der Teufelsmühle bieten sich verschiedene Rundwege mit unterschiedlicher Länge und Anspruch an. Von einer landschaftlich beeindruckenden 15 Kilometer-Runde bis zur großen 25 Kilometer Crosswanderung ist alles dabei. Wir haben unsere Lieblingstouren auf der Seite „Rund um die Teufelsmühle“ zusammengetragen.

Und wer oben auf dem Gipfelplateau die Augen aufmacht, wird sogar ein Grab mit einem Holzschild entdecken, auf dem des Teufels Grabrede steht:

Hier liegt mein Weib. Gott sei gedankt,
wie oft hat sie mit mir gezankt.
Drum lieber Wanderer rat ich dir,
geh schnell von dieser Stelle hier,
sonst steht sie auf und zankt mit dir.

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