Aus unserem Logbuch

Genörgel über den Karlsruher Grat…

von | Jun 4, 2020 | Heimatgeschichten

Es war wieder einer dieser Abende an denen der alte Holzbart unausstehlich war und an allem und jedem rumnörgelte. Die Stimmung in der Schenke war entsprechend düster. Keiner der Gäste traute sich ihn direkt anzublicken. Lediglich der Wirt hinter der Bar sowie Holzbarts erster Schiffsmaat, der neben ihm am Tresen saß, sprachen mit ihm, in der Hoffnung ihn zu beruhigen.

„Karlsruher Grat“, grummelte der alte Kapitän lautstark, „Pah! Was machen die alle so ein Gschwätz drum? Das bisschen Stein da oben.“

„Naja“, versuchte sein Schiffsmaat zu schlichten, „jetzt tust Du dem Karlsruher Grat aber unrecht. Es ist schließlich kein Spaziergang da oben und sicherlich nichts für schwache Nerven. Auch wenn das Gestein fest und griffig ist, muss man schon schwindelfrei und trittsicher sein“ – „Ja und?“, warf Holzbart mürrisch zurück, „aber es sind ja auch nur 400 Meter“ – er lachte – „und nicht mal Hochgebirge. Und soll ich Dir was sagen? Ich war schon auf Bergen so hoch, wie Du sie in deinem ganzen Leben niemals erwandern wirst. Und in den Alpen war ich auch. Dort oben gibt es Grate die sind nicht mal halb so breit wie Dein kleiner Finger und links und rechts geht es tausende Meter steil bergab“ – Der Wirt musste sich das Lachen verkneifen und blickte zum Schiffsmaat der ebenfalls grinsen musste. Holzbart begann wieder zu übertreiben und redete sich in Rage: „Und der Karlsruher Grat? Breit wie die Rheinebene. Und dann kommen sie von überall her. Ganze Fregatten voller Leichtmatrosen. Alle wollen sie über den Grat. Da geht es dann zu wie auf einem Volksfest“ – „Aber Du warst doch selbst erst dort oben“, warf der Wirt ein, wohlwissend dass das Gespräch durch diesen Einwurf in jede erdenkbare Richtung kippen konnte. „Ja“, grunzte Holzbart. – „Und gib es zu, Dir gefällt die Route doch auch?“. Holzbart brummte missmutig. “Gerade Dir macht es doch Spaß über den nackten Fels zu kraxeln”, fuhr der Wirt fort, “Gerade dort oben, wo es keine Markierungen, Drahtseile oder Tritthilfen gibt”. Holzbart reagierte nicht auf die letzten Ausführungen des Schankwirts. Vielmehr starrte er griesgrämig seinen Bierkrug an und versuchte den Wirt offensichtlich zu ignorieren. Er hasste es, wenn die anderen Recht hatten. 

Er trank einen Schluck. “Trotzdem!”, erwiderte er trotzig, “Man benennt doch einen Gebirgszug nicht nach einer Stadt die über 60 Kilometer entfernt liegt” – Der Wirt und der Schiffsmaat blickten sich an, als wollten sie sich abstimmen wer von beiden das Gespräch fortsetzt. Der Schiffsmaat ergriff das Wort: “Du scheinst nicht zu wissen, dass der Name in Gedenken an all die verunglückten Seefahrer vergeben wurde. Die stammten alle aus Karlsruhe.” – Er machte eine rhetorische Pause und fügte flüsternd hinzu: “so wie Du”. 

Holzbart trank verlegen einen Schluck aus seinem Krug, dann drehte er sich von den beiden Widersprechern weg und grummelte ein weiteres mal “Trotzdem!”. Der Schiffsmaat wandte sich zum Wirt, sie nickten sich zu und lächelten in der Gewissheit, dass sie auch diese Runde für sich entschieden hatten.

Mitschnitt aus der Hafenschänke

Tatsächlich ist “Eichhaldenfirst” der ursprüngliche Name des heutigen Karlsruher Grats. Er war schon immer ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer und auch Kletterer aus Karlsruhe. Den heutigen Namen bekam er aber erst 1926 von der Stadt Ottenhöfen verliehen. Vermutlich in Gedenken an die am Grat verunglückten Karlsruher. 

Geologisch entstand der Grat vor gut 270 Millionen Jahren durch Magma welches in eine Gesteinsspalte floß und erkaltete. Wer genau hinsieht, kann an einigen Stellen noch heute an die Fließspuren am Grat entdecken.

Die Route über den Grat ist nicht markiert. Das macht den Reiz aus. Man muss sich seinen eigenen Weg suchen. Trittsicherheit und etwas Schwindelfreiheit sowie gutes Schuhwerk sind aber zwingende Voraussetzung. Der Grat eignet sich gut, um erste Erfahrungen mit alpinen Gelände zu machen und sich an entsprechende Kletterpartien heranzutasten. Parallel zum Grat verläuft ein Weg, der als Umgehung genutzt werden kann. Wem der Grat zu anstrengend wird, kann an einigen Stellen auch auf den Umgehungsweg absteigen. 

In Kombination mit dem Auf- bzw. Abstieg über die Edelfrauengrab-Wasserfälle bietet sich eine landschaftlich sehr besondere Tour die in der Region seinesgleichen sucht.

Neben dem Qualitätsweg Rundweg Karlsruher Grat (13 Km, 690 Hm), haben wir eine größere Runde mit Aufstieg über die Klosterruine Allerheiligen geplant (25 km, 1110 Hm).

Viel Spaß 🙂

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1 Kommentar

  1. David Walter

    Herzlichen Dank für den informativen Artikel! Sehr cooler Tipp.

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