Der Renchtalsteig… Wie oft habe ich auf meinen Touren sein Schild gesehen. Wie oft habe ich ihn gekreuzt oder bin gar ein Stück auf ihm gewandert. Und wie oft habe ich zu mir selbst gesagt „ja, den musst du mal laufen“. Ich habe mich sogar schon einmal hingesetzt und mir die Etappen genauer angeschaut und mit der Planung begonnen. Aber ein Problem am Renchtalsteig ist, dass es bei den Etappenzielen Alexanderschanze und Allerheiligen keine direkten Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Man müsste dann eben mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur nächsten Unterkunft fahren und am nächsten Tag wieder zurück zum Einstieg. Kann man machen – finde ich persönlich aber immer irgendwie doof. Das zerstört irgendwie die Illusion, von einer mehrtägigen Reise auf einer Weitwanderung von A nach B.
Trotzdem: Der Renchtalsteig hat mich nie wirklich losgelassen. Und nun habe ich ihn – zumindest zum Teil – erwandert. Und soviel möchte ich an dieser Stelle schon einmal verraten: Er hat sich direkt einen Platz in der Liste meiner Lieblingstouren gesichert. Und das sogar recht weit vorne.
Aber der Reihe nach…
Letztes Jahr reiste ich nach Bad Peterstal-Griesbach und erwanderte die Schwarzwälder Wandersinfonie – bestehend aus dem Schwarzwaldsteig, dem Himmelssteig und dem Wiesensteig. (Ein detaillierter Erfahrungsbericht gibt es [hier] zum Nachlesen). Auf dem Wiesensteig entdeckte ich das Gasthaus Herbstwasen, welches tief im Tal, mitten in der Natur liegt. Ich fand es dort so schön und entspannend, dass ich dort unbedingt einmal übernachten wollte. Ein Blick auf die Karte reichte aus, um zu erkennen, dass dies die perfekte Möglichkeit ist, den Renchtalsteig auf meine eigene Art kennenzulernen.
Der Plan sah vor, morgens mit den öffentlichen Verkehrsmitteln über Appenweier nach Bad Peterstal anzureisen, um dann die 3. Etappe des Renchtalsteigs in Angriff zu nehmen. Diese führt über Palmspring und oberhalb des Glaswaldsees über die Teufelskanzel zur Alexanderschanze. Das sind allein schon 19,4 Kilometer und über 1000 Höhenmeter. Für mich ging es danach jedoch noch hinab ins Tal zum Gasthaus Herbstwasen. Letztendlich hatte die Tour laut meiner Garmin-Uhr insgesamt 24,2 Kilometer. Aber es hat sich mehr als gelohnt…
Die Etappe des Renchtalsteigs ist unfassbar schön. Er führt größtenteils über kleine Pfade und macht alles in allem einen Riesenspaß zu laufen. Zudem ist die Etappe ein bisschen auch das Best-of des Renchtals. Zu Beginn gehen wir ein Stück auf dem Himmelssteig – welchen ich in meinem Reisebericht über die Wandersinfonie zum abwechslungsreichsten und schönsten der drei Wanderungen gekürt habe. Wir gehen auf schmalen Pfaden, steigen stetig auf und blicken bereits nach 7 Kilometern hinab auf den Glaswaldsee. Weiterhin folgen wir dann ein Stück dem Westweg, bis wir uns plötzlich auf dem Teufelskanzelsteig befinden – ebenfalls ein absolutes Highlight im Renchtal. Diesem folgen wir und steigen sogar die berühmten Treppen bis zur eigentlichen Teufelskanzel hinauf, nur um danach auf der Höhe wieder dem Westweg zu folgen. Allerdings ziehen sich die letzten 6 Kilometer zur Alexanderschanze. Wir folgen auf diesem Stück der Wanderschotterautobahn B28-Westweg und mit den ganzen Höhenmetern in den Knochen – die wir bis dahin bereits alle gesammelt haben – ist dieses letzte Stück nicht wirklich motivierend. Dafür haben wir zumindest eine grandiose Aussicht.
Der offizielle Weg endet an der Alexanderschanze. Von hier aus kommt man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wieder in die Zivilisation. Es wäre auch möglich den Renchtalweg einfach weiterzugehen, dann erreicht man in einer guten Stunde das Sporthotel Zuflucht (darüber kann ich aber nichts berichten). Ich wollte aber ja viel lieber hinab zum Gasthaus Herbstwasen. Der Abstieg über die Alexanderschanze ist einfach und ohne Probleme machbar. Wer nicht direkt die Straße nimmt, kann sogar das letzte Stück der Tagesetappe noch auf dem Wiesensteig genießen.
Ich erreiche Herbstwasen am späteren Nachmittag, setze mich auf die Veranda, genieße die Abendstunden und freue mich auf den zweiten Tag auf dem Renchtalsteig.
Ach, darüber hatte ich noch gar nicht gesprochen. Am zweiten Tag stehen 32 Kilometer auf dem Plan *hüstel* – aber keine Angst, so mächtig wie es klingt ist es gar nicht und es gibt auch einige Alternativen… Aber darüber geht es dann im zweiten Teil…
Am heutigen Abend gilt es erst nochmal das Erlebte zu verarbeiten. Die 1080 Höhenmeter, die ich in den Knochen spüre, die tollen schmalen Wanderpfade, die tollen Passagen des Westweges auf dem Höhenweg und die Treppen des Teufelskanzelsteigs. Es war einfach großartig.
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