Zweiter Tag….
Von Bad Peterstal ging es gestern auf dem Renchtalsteig zur Alexanderschanze. Das waren für mich insgesamt 24 Kilometer und 1080 Höhenmeter, die ich schon ein wenig in den Knochen spüre. Wer darüber mehr wissen möchte, dem empfehle ich den ersten Teil dieses Reiseberichts.
Heute, am zweiten Tag, gibt es gleich mehrere Optionen.
Wem die erste Etappe zu sehr in den Knochen liegt und wer es daher heute leichter angehen möchte, der kann von der Alexanderschanze aus einem knappen Kilometer dem Westweg folgen und dann auf den Seensteig nach Baiersbronn abbiegen. Das sind dann insgesamt 22 Kilometer, die aber z.B. durch Ausstieg der Etappe am Kniebis weiter abgekürzt werden kann.
Wer noch Kraft und Elan hat und die Tour gerne – im wahrsten Sinne des Wortes – zum Gipfel treiben möchte, der kann über den Westweg auf die Hornisgrinde steigen und seine Reise mit einem Blick von der höchsten Erhebung des Nordschwarzwaldes abschließen. Das sind jedoch nochmals 26 Kilometer und weitere 1000 Höhenmeter. Über einen kurzen Abstieg zum Mummelsee kommt man dann wieder mit dem Bus in die Zivilisation. Aber Achtung: In manchen Ecken wir der Mummelsee auch scherzhaft Rummelsee genannt. An Wochenende fallen hier durchaus Menschenmassen ein.
Mein Ziel war jedoch weiter dem Renchtalsteig zu folgen. Die vierte Etappe folgt von der Alexanderschanze zu den Allerheiligen Wasserfälle (23,5km) und von dort aus führt die fünfte Etappe dann schließlich bis Oberkirch (16,8km).
2×3 macht 4 – widdewiddewitt und 3 macht 9e… Ich mach mir die Welt – widdewidde wie sie mir gefällt
Ich wollte soviel wie möglich vom Renchtalsteig mitnehmen und wollte gerne direkt bis Oberkirch gehen. Also blickte ich vorab auf die Karte und versuchte ein paar Kilometer einzusparen. Ich übernachtete ja im Tal im Gasthaus Herbstwasen und konnte somit direkt über den Wiesensteig wieder auf den Renchtalsteig einsteigen. Mein erste Trick war, die Runde um den Brandkopf abzukürzen und den direkten Weg zur Zuflucht zu nehmen. Dadurch sparte ich direkt 6 Kilometer ein. Der zweite Trick war, die Allerheiligen Wasserfälle auszulassen. Ich bin diese schon gegangen und empfand sie als nicht so spektakulär, als das ich was verpasst hätte. Zudem war heute Sonntag und ebenso wie am Mummelsee, sind die Wasserfälle am Wochenende in der Regel derart überlaufen, das es ohnehin keinen Spaß gemacht hätte. Allein mit diesen zwei kleinen Änderungen konnte ich die Gesamtstrecke bis Oberkirch auf 32 Kilometer reduzieren. Ja, das ist immer noch eine Menge und mag auf den ersten Blick abschrecken, aber auf der Strecke gibt es einige Punkte, an denen man jederzeit abbrechen kann.
Die Klosterruine Allerheiligen erreicht man mit meiner Planung bereits nach 15 Kilometern. Hier kann man eine ausgiebige Rast machen und kann im Zweifelsfall auf den Bus umsteigen. Aber hier ist ja die Hälfte bereits geschafft. Bei Kilometerstand 21 gibt es am Simmersbacher Kopf eine Art Notausstieg. Wer hier keine 10 Kilometer mehr gehen möchte, kann den direkten Abstieg nach Ottenhöfen wählen und ist in gut einer weiteren Stunde wieder in der Zivilisation. Und wer sich dazu entschließt weiterzugehen, kann noch einen Abstecher zur Vesperstube Fiesenmichel unternehmen und dort eine weitere Rast einlegen. Nach insgesamt 30 Kilometer erreichen wir die Burgruine Schauenburg. Dort gibt es mit der Burgwirtschaft Schauenburg ebenfalls eine Einkehrmöglichkeit. Und wer vorher am Ende seiner Kräfte ist, kann sogar den Schlenz auf die Burg auslassen und direkt nach Oberkirch absteigen.
Somit gab es für mich genug Absicherungen und Möglichkeiten eines Plan B.
Etappe 4 des Renchtalsteigs von der Alexanderschanze bis zur Klosterruine Allerheiligen
Etappe 5 des Renchtalsteigs von der Klosterruine Allerheiligen bis nach Oberkirch
On the road again…
Mit dieser langen Etappe vor Augen ging ich früh los um eben hinter raus auch nicht in Zeitnot zu kommen. Ich stieg von Gasthaus Herbstwiesen gemütlich aber stetig wieder nach oben, bis ich mich wieder auf dem Renchtalsteig fand. Von hier aus ging es dann zunächst zu Schwedenschanze und dann über den Schliffkopf hinab zu den Allerheiligen Wasserfällen.
Ab der Schwedenschanze folgt der Weg bis zum Schliffkopf dem Westweg. Und führt er Anfangs noch einen Kilometer über einen schönen Höhenpfad, so folgen alsbald 5 Kilometer breite Schotter-Waldautobahn. Normalerweise etwas, was ich gar nicht mag. Heute aber, mit der Anstrengung des vorherigen Tages in den Knochen und mit den vielen Kilometern noch vor mir, ein willkommener Abschnitt. Genau richtig, um sich gemütlich einzulaufen. Die Steigung ist auch eher gemütlich und so marschiere ich, setze einen Schritt vor den anderen und genieße den Ausblick. Dieser ist hier oben überwältigend. Bei gutem Wetter blickt man weit über die angrenzenden Täler.
Nach dem Schliffkopf zweigt der Renchtalsteig dann wieder vom Westweg ab und wir steigen langsam nach unten. Bald wandern wir wieder auf schmalen Waldpfaden durch wunderschöne Waldabschnitte bis wir schließlich die Klosterruine Allerheiligen erreichen. Hier bietet sich eine größere Rast an. Die Hälfte ist geschafft.
Ich fühle mich erstaunlicherweise noch recht fit und so beschließe ich auch die zweite Hälfte der Tour in Angriff zu nehmen. Und auch wenn es nach der Klosterruine Allerheiligen dann zunächst wieder ein wenig bergauf geht, so flacht der Weg recht schnell wieder ab. Das ist auch etwas, was diese Etappe trotz ihrer Länge angenehm macht. Zwar müssen heute auch wieder über 800 Höhenmeter geschafft werden, aber diese verteilen sich recht gleichmäßig auf der Gesamtstrecke. Nach dem kurzen Aufstieg nach den Allerheiligen Wasserfällen gehen wir den Rest des Weges die meiste Zeit recht gemütlich auf und ab. Es gibt kaum noch richtige Aufstiege. Erst gegen Ende geht es nochmals kurz zur Burgruine Schauenburg. Bis dahin gleiten wir gemütlich über die Landschaft. Mal auf kleine Wanderpfaden, mal am Waldesrand, mal außerhalb des Waldes auf der Höhe. Pfade und Waldwege wechseln sich ab und wir genießen den abwechslungsreichen Weg. Ich muss aber auch gestehen, dass ich mich gar nicht mehr an so viele einzelne Dinge erinnere. Ich bin zu diesem Zeitpunkt nur noch gelaufen, habe die Landschaft an mir vorbeiziehen lassen und war einfach tiefenentspannt und zufrieden… 😀
Bei Kilometerstand 22 verließ ich dann kurz den Renchtalsteig um den Abstecher zur Vesperstube Fiesenmichel zu machen. Dort machte ich dann Rast und sammelte die Kraft für die letzten Kilometer. Und ich muss gestehen, dass ich die Kraft gegen Ende noch gebraucht habe…
Die letzten Kilometer sind landschaftlich nochmal sehr beeindruckend und führen die meiste Zeit auf schmalen Wanderpfaden durch den wunderschönen Schwarzwald. Und dann heißt es nochmal die Zähne zusammenbeißen. Kurz bevor es auf einem kleinen Pfad zur Burgruine Schauenburg abgeht, geht es nochmal knapp einen Kilometer auf einem Schottweg nach oben. Das sind zwar „nur“ nochmal 50 Höhenmeter, aber mit nun fast 30 Kilometern auf dem Buckel hat die Motivation, was Höhe angeht, mittlerweile doch ein wenig nachgelassen.
Aber letztlich erreiche ich die Burgruine und damit die Gewissheit, diese lange Tour bewältigt zu haben. Gemütlich schlendere ich um die Burg und kehre in der Burggaststätte ein. Dort sitze ich auf der Veranda und blicke hinab ins Tal. Und ich bin glücklich…
Von hier aus sind es nur noch gut 30 Minuten die Straße hinunter nach Oberkirch und dort zum Bahnhof.
Fazit
Der Renchtalsteig hat sich in die Top10 meiner Lieblingswandertouren platziert. Gerade die offiziell dritte Etappe von Bad Peterstal zur Alexanderschanze ist grandios. Diesen Teil werde ich auch bestimmt wieder in Angriff nehmen. Auf der Etappe zu den Allerheiligenwasserfällen empfang ich persönlich den Abschnitt bis zum Schliffkopf zwar ein wenig langweilig und eintönig, allerdings ist dafür die Etappe von den Allerheiligenwasserfällen bis nach Oberkirch wieder ein tolles Erlebnis.
Das größte Problem sehe ich hier vor allem, was die Übernachtungsmöglichkeiten angeht. Es ist auf dem Renchtalsteig eben nicht so wie z.B. auf dem Westweg, dass ich direkt an den Etappenenden Übernachtungsmöglichkeit vorfinde. Damit bin ich auf öffentliche Verkehrsmittel und eine detailliertere Planung angewiesen.
Natürlich war bei meiner Planung der zweite Tag mit 30 Kilometern schon ziemlich heftig, aber es war auch im Nachhinein betrachtet für mich die richtige Entscheidung. Wem das zuviel ist und wer sich Zeit nehmen möchte, sollte die Etappen wie offiziell angegeben gehen. Dann empfehle ich aber so zu planen, dass man wenn möglich nicht gerade am Wochenende bei der Klosterruine Allerheiligen vorbei kommt.
0 Kommentare