Aus unserem Logbuch

Cumbria Way – Wandern im Lake District

von | Aug 19, 2024 | Logbuch, Unterwegs

Oops, we did it again…

Kurzurlaub im Sommer? Hmmm… aber wohin soll es gehen? Etwa in den Süden oder in die Berge? In der Hauptsaison, bei den Temperaturen und bei der Wetterlage aktuell mit entweder 30 Grad+ oder Regenschauer und Gewitter? Irgendwie alles nicht so spannend. Also wo gibt es halbwegs stabiles bzw. kalkulierbares Wetter und angenehmere Temperaturen? Die Wahl fiel auf England.

Nachdem Yorkshire bereits letztes Jahr mein Herz erobert hat, schauten wir also was der Norden Englands noch so zu bieten hat. Neben der Wanderung entlang der Hadrian‘s Wall fiel uns der Lake District in der Grafschaft Cumbria ins Auge. Und letztlich entschieden wir uns dann auch dafür: In 8 Tagen auf dem Cumbria Way durch den Lake District. Von Ulverston nach Norden bis nach Carlisle. 125 Kilometer auf denen es insgesamt 3000 Höhenmeter zu bewältigen gab – also von wegen Flachland 😉.

Gebucht haben wir wieder einmal über Abenteuerwegereise, die ich an dieser Stelle gerne nochmals loben würde (unbezahlte Werbung, reiner Erfahrungsbericht). Von der Beratung während der Planung bis zur Durchführung der Reise war wieder einmal alles top. Reiseunterlagen (inklusive Routen) in der eigenen App und vor Ort hat auch alles wieder super funktioniert. Top!

Wir reisen ja seit geraumer Zeit bei solchen mehrtägigen Reisen mit Gepäcktransport. (Darüber habe ich [hier] schon mal ausführlicher geschrieben).

The Cumbria Way

Der Cumbria Way ist kein offizieller nationaler Wanderweg, sondern wurde vielmehr in den 1970ern von Mitgliedern der örtlichen Ramblers Association entwickelt. Entsprechend ist auch die Beschilderung vor Ort nicht immer durchgängig gegeben. Eine Karte oder besser die Tour als GPX auf der Sportuhr oder dem Smartphone ist sehr zu empfehlen.

Die Tour startet in Ulverston, Geburtsort von Stan Laurel, einer Kleinstadt in der Morecambe-Bucht, südlich des Lake District Nationalparks. Durch diesen führt die Tour in 6 Tagesetappen nach Norden bis nach Carlisle. Start- und Endpunkt sind von Manchester aus sehr gut mit der Bahn erreichbar.

Tipp: Trotzdem sollte zur Sicherheit dann doch eine Extranacht in Manchester eingeplant werden, da die britischen Bahngesellschaften der Deutschen Bahn in nichts nachstehen 😉 – es fallen durchaus gerne Züge auch mal aus…

Die Reise

Der Beginn der Reise führt uns von Ulverston aus nach Norden in den Nationalpark Lake District. Beginnen wir die Reise noch über Schafsweiden und Wiesen, so geht es alsbald bergauf in das Hochmoor. Hier oben ist die Landschaft von Heidekraut und Farnen bestimmt. Wir durchstreifen das Hochland, alleine, nur wenige Wanderer begegnen uns hier oben.

Die ersten Tage marschieren wir immer weiter in „The Lakes“ oder das „Lakeland“ – wie der Nationalpark in England auch gerne genannt wird. Und je weiter wir voranschreiten, umso unwirklicher wird die Landschaft. Schroffe Berge, steinige Pfade und weite Blicke. Und auch wenn hier kein einzelner Berg die 1.000 Metergrenze erreicht, so sind die Aufstiege durchaus mit Wanderungen in den Mittelgebirgen vergleichbar.

Uns erwartet Ruhe und Einsamkeit und ein wenig Abenteuer, denn gerade im Hochmoor ist die Beschilderung des Weges nicht immer gegeben. Hier müssen wir selbst aufmerksam Ausschau nach Wegpunkten und Markierungen halten. Und selbst mit GPS und Karte ist es nicht immer direkt klar ersichtlich, wo der Weg weiterführt. Hinzu kommt, dass es auch oft Stellen gibt, die durch das Moor und die Regenfälle sehr matschig und teilweise schwer passierbar sind. Hier müssen wir uns dann einen Umweg suchen und einen eigenen Weg durch die Wildnis bahnen. Aber das macht die Reise gerade aus.

Es ist auch ein stetiger Wechsel der Landschaft. Ist der erste Tag noch durch Wildnis geprägt, so passieren wir am zweiten Tag zu Beginn der Wanderung den See Tarn Hows, der ein beliebtes Ausflugsziel ist. Hier treffen wir dann auf viele Besucher, die sich auf eine Wanderung um den See machen – während wir dann alsbald wieder von dieser Route verabschieden, um wieder tiefer in den Nationalpark abzutauchen.

Hard facts:

Die ersten beiden Etappen haben es auch direkt in sich. An Tag 1 sind es gleich 28 Kilometer und 650 Höhenmeter, die es zu bewältigen gilt und am zweiten Tag erwarten uns dann direkt nochmals knapp 19 Kilometer und ca. 500 Höhenmeter. Wer sich also England als Flachland vorstellt, liegt falsch. Es sind aber nicht einzelne Gipfel, die es zu erklimmen gilt, sondern vielmehr ein Mehrfaches auf und ab auf die Erhebungen des Lake District.

Dafür sind dann die beiden Folgetage mit jeweils knapp 15 Kilometer ein wenig entspannter – auch wenn es an Tag 3 nochmals knapp 600 Höhenmeter sind, dafür an Tag 4 nur 180 Höhenmeter. An diesen Tagen kann man die Tagestouren also ein wenig entspannter angehen.

Ein wenig Erholung macht auch Sinn, da der fünfte Tag mit 25 Kilometer und 950 Höhenmeter der herausforderndste ist. Zwar sind am letzten Tag auch nochmals 26 Kilometer zu bewältigen, allerdings geht es hier vorwiegend leicht bergab.

Die ersten beiden Tage haben es in sich und sind auch anstrengender als man zunächst denkt. Der dritte Tag führt uns dann direkt in ein weites Tal hinein, an dessen Ende wir hier über die Bergkuppe aufsteigen. Oben angekommen erwartet uns wiederum eine ganz eigene Landschaft, mit kleinen Hügeln, die fast an eine Wüste erinnern und uns für einen Moment das Gefühl geben, wir wären auf einem fremden Planeten gelandet. Hier überqueren wir die Bergkette um danach wieder in das gegenüberliegende Tal abzusteigen.

Das absolute Highlight erwartet uns jedoch am vorletzten Tag. Für die Wanderung von Keswick nach Caldbeck gibt es zwei Optionen: Eine High- und eine Low-Route. Wir konnten wetterbedingt zum Glück die High-Route wandern.

Die Wanderung führt durch eine unwirkliche Landschaft, in das tiefe Tal, langsam aber stetig nach oben. Wir blicken in die Weite, durchqueren das Hochmoor und die violetten Felder voller Heidekraut, überqueren Bäche und genießen jeden Moment.

Vor dem letzten Aufstieg auf den High Pike geht es an alten Mienen eine Bach entlang nach oben. Hier ist der Weg nur durch die Fußspuren derer die vor uns da waren erkennbar und nur der Blick auf die Karte gibt uns die Sicherheit, dass wir noch auf dem richtigen Pfad sind. Wir kämpfen uns nach oben auf das Hochplateau, von wo aus wir uns schließlich der letzten Erhöhung, dem High Pike, nähern. Und auch wenn uns dort oben ein starker Wind mit heftigen Windböen erwartet, halten wir kurz inne und genießen den Ausblick, bevor wir uns an den Abstieg nach Caldbeck machen.  

Wenn mich jemand fragt, ob es bei dieser Reise auch etwas Negatives für uns gab, dann antworte ich: „Ja, die letzte Etappe“. Auch wenn diese nach einem kurzen Aufstieg vorwiegend bergab geht, so sind gerade die letzten 10 Kilometer leider auch die langweiligsten und nervigsten der gesamten Reise. Zu Begin geht es zwar noch gemütlich über Wiesen, entlang des River Caldew, doch ab dem Städchen Dalston führt der Weg schließlich auf einem asphaltierten Fuß- und Radweg bis nach Carlisle.

Carlisle selbst ist ein nettes, kleines Städtchen. Viel gibt es zwar nicht zu sehen, aber die Kathedrale ist definitiv ein Besuch wert. Und so endet dann nach 6 Wanderungen auch diese Reise gemütlich in einem der örtlichen Pubs mit einem kühlen Ale und einem Steak & Ale Pie.

Fazit

Alles in allem erwartet uns eine spannende Reise, bei der keine Wanderung der anderen gleicht. Dadurch, dass wir einmal quer durch den Nationalpark wandern, verändert sich auch kontinuierlich die Landschaft. Jeder Tag fasziniert mit neuen, intensiven Eindrücken. Wir erleben jeden Tag neue Facetten des Nordens Englands.

Wetter, Wetter, Wetter

Tja, das Wetter… In England regnet es immer? Naja, zumindest wird oft Regen vorausgesagt. Wir hatten sicherlich mal wieder Glück, den eine lange Regenperiode hatten wir nicht erwischt, aber ganz trocken wird man eine Reise in den Norden Englands nicht überstehen.

Grundsätzlich sind es aber eher Regenschauer. Die Wolken ziehen meist doch recht schnell und so kann es durchaus sein, dass es eher hin und wieder regnet als durchgängig (wobei es solche Tage natürlich auch gibt).

Wir hatten zudem das Glück, dass der Regen eher einem Sprühregen glich und die Temperaturen dann auch noch angenehm waren. Ich hatte unter meiner Regenjacke mehr geschwitzt als ohne bzw. nur mit meiner leichten Wanderjacke.

Durch die hohe Luftfeuchtigkeit kann man auch nicht immer den gängigen Wetterapps trauen. Die besten (lokalen) Vorhersagen gibt es auf: https://www.metoffice.gov.uk/

Unterkünfte

Die Unterkünfte sind teilweise Bed & Breakfasts, kleine ältere Hotels oder typische englische Pub-Inns. Schiefe Böden, tiefe Decken, Teppichboden, leicht verstaubter Landhausstil gehören zum Alltag. Ebenso die typischen kleinen, dunklen Pubs. Muss man mögen – ich liebe es 😊

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