Als ich gelesen hatte, dass bei der Leserwahl des Wandermagazins der Panoramaweg Baden-Baden als schönster Wanderweg Deutschlands in der Kategorie Mehrtagestour gewählt wurden, war ich zunächst doch ein wenig überrascht. Bisher waren dies Wanderwege wie der Zweitälersteig, Neckarsteig und der Saar-Hunsrück-Steig. Von denen ich zugegebenermaßen bisher zwar nur den Zweitälersteig kenne, aber dieser hat die Messlatte und die Erwartungshaltung dann doch schon recht hoch gelegt.
Baden-Baden ist hier um die Ecke und ich kenne die Gegend ein wenig. Teile des Panoramaweges bin ich sogar bereits gegangen. Die Drei-Burgen-Tour über das alte Schloss und den Battertfelsen findet sich auch mit Tourenbeschreibung auf unserer Webseite. Und auch die Geroldsauer Wasserfälle sind mir ein Begriff. Allesamt nette Wanderungen. Aber ob dies jetzt in Kombination zum schönsten Wanderweg Deutschlands reicht? Da war ich zumindest skeptisch. Deshalb dachte ich mir, ich teste den Weg einfach direkt und machte mich auf den Weg… Zwar bin ich nicht den gesamten Weg mit seinen 45 Kilometern gegangen, aber zumindest die ersten 28 Kilometer, von Baden-Baden bis zu den Geroldsauer Wasserfällen. Und hier ist meine persönliche Einschätzung.
Das alte Schloss und der Batterfelsen….
Die erste Passage von Baden-Baden über die Burgruine Hohenbaden und den Battertfelsen ist bereits das erste große Highlight dieser Wanderung. Vom Kurhaus in Baden-Baden führt der Weg zunächst durch schmale Gassen der Altstadt, über den Kurpark und schließlich durch den Wald nach oben zum alten Schloss. Auf dem Weg passieren wir den Aussichtspunkt Sophienruhe, der uns mit einem grandiosen Ausblick hinunter nach Baden-Baden und in die Rheinebene belohnt. Das alte Schloss erreichen wir schließlich nach 2,5 Kilometern und 280 Höhenmetern.
Von hier aus folgt der Weg über den Battertfelsen. Wir gehen über schmale Steintreppen, Felsen- und Wurzelpfade. Ein spannendes und abenteuerliches Stück, welches das Wanderherz höher schlagen lässt.
Hoch oben auf dem Fels steht die vermutlich älteste Eiche im Stadtkreis Baden-Baden. Ihr Alter wird auf 600 Jahre geschätzt und sie ist fast vollständig hohl. Was aktuell auch eine Gefahr darstellt, da ihr dicker Seitenarm der über den Weg ragt vermutlich in nächster Zeit abbrechen wird.
Wer möchte kann auch einen Abstecher auf die Felsenbrücke unternehmen. Diese ist jedoch nicht immer geöffnet, da die Gegend von Vögeln auch als Brutstätte genutzt wird. Es haben sich bereits Kolkrabe und Wanderfalke wieder angesiedelt. Die Felsenbrücke selbst führt über Holzbrücken auf den Fels und bietet eine Aussicht auf Baden-Baden, den Nordschwarzwald bis zu den Vogesen.
Der Weg führt über den Battert und alsbald dann wieder hinunter zur Hauptstraße, welche wir bei Kilometerstand 6,6 erreichen.
Auf der Wanderautobahn Richtung Panorama…
Die nächsten zwei Kilometer laufen wir auf einem recht eintönigen breiten Forst- und Schotterweg, leicht bergab bis zur Merkurbahn-Talstation. Und auch danach wird der Weg nicht unbedingt viel interessanter – zunächst geht es weiter auf breiten Forstwegen, ein kurzes Stück Asphalt vorbei an dem Weingut Eckberg bei Eckhöfe und wieder in den Wald – einzig das Wildgehege an dem der Weg kurzzeitig vorbei führt, bringt etwas Spannung da es den ein oder anderen Blick auf Rotwild ermöglicht.
Nach insgesamt knapp 11 Kilometern treten wir schließlich aus dem Wald und haben einen freien Blick auf Lichtental. Hier macht der Panoramaweg seinem Namen alle Ehren. Der Blick in das Tal auf Lichtental mit seinen Kirchen und Weingütern und auf die gegenüberliegenden Hügeln ist landschaftlich wirklich interessant. Leider wird der Weg nach einigen hundert Metern auf dem Höhenzug wieder recht eintönig und wir folgen wieder unbeeindruckt den breiten Forstwegen. Lediglich die letzten 100 Meter hinab zum Waldhotel Forellenhof führen uns über einen schmaleren Pfad.
Wir erreichen das Waldhotel nach insgesamt 16,5 Kilometern. Hier bietet sich eine Rast an. Ich setze mich in den Biergarten, bestelle mir was zu essen und stärke mich für die zweite Etappe.
Einmal Wasserfälle und zurück…
Der Weg nach dem Waldgasthof bis zu den Geroldsauer Wasserfällen wirkt insgesamt schöner und interessanter. Auch wenn wir weiterhin die meiste Zeit eher auf breiteren Wegen unterwegs sind, so wirkt die Landschaft doch irgendwie abwechslungsreicher. Ich kann es nicht genau beschreiben und vielleicht bin ich nach mehr als 17 Kilometern und einer längeren Rast auch endlich richtig “angekommen”, aber die letzten 10 Kilometer sind abwechslungsreich, angenehm zu laufen und machen Spaß.
Schließlich erreichen wir bei Kilometerstand 25 den Ortsrand. Von hier aus begeben wir uns auf den Rundweg um die Geroldsauer Wasserfälle. Der Weg führt zunächst dem Bachlauf entlang leicht nach oben, bis wir schließlich den Wasserfall erreichen. Von hier aus führt der Weg schließlich oberhalb des Baches wieder zurück bis zum Wanderparkplatz Geroldsauer Wasserfälle. Ich bin nach den 28 Kilometern müde und erstaunt, dass ich laut meiner Uhr auch insgesamt über 1000 Höhenmeter zurückgelegt habe.
Fazit
35.000 Menschen haben bei der Wahl zu “Deutschlands Schönste Wanderwege” mitgemacht und den Panoramaweg in der Kategorie Mehrtagestouren auf Platz 1 gewählt. Ich persönlich teile diese Entscheidung nicht. Doch Schönheit ist subjektiv. Ansprüche verschieden.
Ja, das Teilstück über den Battertfelsen ist wirklich toll und gefällt mir auch sehr. Aber das war es dann leider auch schon. Auch wenn es einige landschaftlich nette Passagen auf dem Weg zu den Geroldsauer Wasserfällen gibt, so bleiben mir persönlich leider fast ausschließlich breite Forstwege in Erinnerung. Ja, ich war doch angetan von dem Ausblick auf Lichtental und fand einige Stellen auf dem Teilstück nach dem Waldhotel Forellenhof wirklich landschaftlich ansprechend. Aber für Deutschlands schönsten Wanderweg reicht das, meiner Meinung nach, leider bei weitem nicht. Und selbst nach objektiven Kriterien glaube ich nicht, dass der Panoramaweg im Vergleich zu anderen Mehrtagestouren mithalten könnte. Selbst auf meiner Top10-Liste mit Fokus auf den Schwarzwald Mitte/Nord käme der Panoramaweg weit hinter Wanderungen wie der Murgleiter, dem Seensteig, dem Renchtalsteig oder Teilen des Westweges.
Ich würde einzelne Teile des Panoramasteigs eher in Einzelwanderungen gehen. Neben dem “Drei-Burgen-Weg” eine Runde zu den Wasserfällen oder auf den Merkur. Das ist aber natürlich meine ganz persönliche Meinung…
Was denkt Ihr denn? Bin ich zu kritisch? Tue ich dem Panoramaweg unrecht? Und was ist denn Eurer Meinung nach Deutschlands Schönster Wanderweg?
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