Dienstag, Von Ruhpolding nach Inzell (15Km, 450Hm)
Der dritte Tag ist immer am schlimmsten, denke ich mir. Das ist der Tag, an dem die Beine das erste Mal merklich zwicken. Das ist der Tag, an dem die innere Stimme, die beim ersten Aufstieg des Tages fragend flüstert, wieso man sich das ganze eigentlich antut, am lautesten ist. Daher kommt es mir nicht ungelegen, dass die heutige Tour mit ihren „nur“ fünfzehn Kilometern im Vergleich doch weniger herausfordernd ist. Eine Art Intermezzo zwischen den Anstrengungen der letzten Tage und denen, die noch folgen werden.
Also mache ich mich auf den Weg. Und wie immer, verschwindet das Zwicken nach den ersten Kilometer. Es geht zunächst gemütlich an dem Fluss „Weiße Traun“ entlang und schließlich zur Talstation der Rauschbergbahn. Da diese aber die kommenden Tage nicht in Betrieb ist, soll es stattdessen auf halber Höhe um den Rauschberg herum nach Inzell gehen.
Hinter der Bergbahn beginnt dann auch schon der Aufstieg. Die ersten Meter sind wie immer anstrengend. Aber je höher ich steige, umso mehr beginnt es auch wieder Spaß zu machen. Die innere Stimme beklagt sich nicht mehr, sie freut sich. Spätestens als der anfangs noch breite Weg schließlich in einen kleinen Pfad mündet, beginne ich trotz Anstrengung zu Lächeln. Der schmale Pfad führt mich schließlich durch einen wilden Wald die ersten 300 Höhenmeter nach oben.
Darauf folgt wieder eine längere Passage auf einer breiten Schotterstraße. Heute kommt diese mir ausnahmsweise recht gelegen. So kann ich ein wenig „auslaufen“ und meine müden Knochen schonen.
Hier sieht es aber schon irgendwie aus wie zuhause im Schwarzwald, möchte ich denken. Das wäre aber gemein und gegenüber den Chiemgauer Alpen nicht gerecht – auch wenn ein wenig was Wahres dran ist… Das kommt davon, wenn der Weg weniger anspruchsvoll ist. Einfach zu viel Zeit zum Nachdenken. 😉
Nach insgesamt knapp elf Kilometer folgt schließlich der Abstieg über einen abenteuerlichen Trampelpfad, quer durch den Wald, hinab nach Inzell. Recht früh komme ich heute in meiner Unterkunft an. Das gibt Zeit einmal die Wäsche zu waschen, ein Stück Kuchen zu essen und früh ins Bett zu gehen. Morgen wird es wieder anstrengender und zu allem Überdruss soll es auch Regen geben.
Salzalpensteig vom Chiemsee zum Königssee
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