Mittwoch, von Inzell nach Bad Reichenhall (28km, 600Hm)
Früh aufgestanden und dann gleich von dem Wetterbericht überrascht. Ich werde heute vermutlich dann doch nochmal um den Regen herumkommen. Na denn… Aber wenn ich ohnehin schon wach bin, dann kann ich auch direkt losgehen, denke ich mir so und setze mich früh morgens in Bewegung.
Ich wandere zunächst durch die Ebene und schließlich durch einen landschaftlich schönen Wald. Die Strapazen der letzten Tage sind wie weggeblasen. Ich fühle ich ausgeruht und fit. Mit einem Lächeln im Gesicht marschiere ich weiter und das Glück scheint mir hold zu sein: Der Himmel reist unerwartet auf und den Rest des Tages wandere ich bei eitlem Sonnenschein.
Und am Ende meiner Reise werde ich erkennen, dass diese Tour letztlich eine der schönsten Etappen auf dieser Reise gewesen sein wird. Die Tour hat einiges zu bieten und ist sehr abwechslungsreich.
Der Weg führt recht früh über einen schmalen Waldpfad. Ich erreiche einen imposanten Wasserfall und wandere daraufhin für die nächsten vier Kilometer entlang des Flusslaufs stromabwärts.
Schließlich erreiche ich den Eingang zur Weißbachschlucht.
Leider führt der Salzalpensteig nicht durch die Schlucht, sondern daran vorbei. Doch mich kribbelt es in den Fingern und den Füßen. Eine Schlucht? Nur für Geübte begehbar? Ich bin getriggert: Dann kann es ja nur sehenswert sein, denke ich mir. Ein Blick auf die Uhr sagt zudem, dass ich noch früh dran bin. Na denn… Also mache ich mich auf den Weg durch die Schlucht. Und ich bereue es nicht. Mich erwartet eine spannende und landschaftlich spektakuläre Wanderung durch die Schlucht, die teilweise an eine Klam erinnert. Ich laufe mit dem Wasser nach unten, sehe die Stellen in den Felsen, die durch das Wasser herausgewaschen wurden, den wilden Flusslauf und die vielen kleinen Wasserfälle über das Gestein. Grandios. Dieser Abstecher hat sich gelohnt.
Leider ist der Weg aktuell nicht als Rundweg begehbar und es gibt auch keine andere Möglichkeit vom anderen Ende der Schlucht wieder zurückzukommen. So muss ich dann wohl oder übel durch die Schlucht nochmals zurückmarschieren. Das gibt mir wenigstens Gelegenheit die Schlucht von beiden Richtungen aus zu bewundern.
Wieder am Ausgangspunkt des kleinen Abstechers angekommen, folge ich wieder brav der Beschilderung des Salzalpensteigs. Dieser führt nun über die Höllenbachalm zum Hochrießelsattel hinauf. Stimmt, da waren ja noch einige Höhenmeter.
Ich folge also zunächst einem kleinen Waldpfad und dann die letzten zwei Kilometer auf einer breiten Forstraße zur Alm. Unterwegs treffe ich das nette Pärchen aus Schleswig-Holstein, dass ebenfalls die Tour geht und die ich bereits in meinen anderen Hotels getroffen habe. Wir laufen gemeinsam bis zur Alm und gönnen uns dort eine kleine Auszeit und genießen das schöne Wetter.
Danach setze ich meinen Weg wieder allein fort. Es geht nochmals einige Höhenmeter nach oben.
Auf dem Sattel angekommen, habe ich zum ersten Mal Gelegenheit meinen Blick auf die andere Seite zu werfen. Vor mir öffnet sich der Blick auf die gegenüberliegenden Berge – auf das Müllnerhörndl und das Rabensteinhorn. Zu ihren Füßen liegt der Thumsee. Von hier bietet sich ein wunderschöner Blick auf den See, zu dem ich nun recht zügig über einen kleinen Pfad hinabsteige.
Von hier aus sind es eigentlich nur noch sechs Kilometer bis nach Bad Reichenhall. Und obwohl der Weg vorwiegend auf Waldpfaden und schmalen Waldwegen führt, ziehen sich die letzten Kilometer dann doch wie Kaugummi. Zu allem Überdruss gibt es dann noch immer wieder einige Höhenmeter zu überwinden.
Was mir allerdings den letzten Teil der Wanderung versüßt, sind Zwergenbehausungen am Wegesrand. Auf dem Reichenhaller Zwergenweg finden sich in unregelmäßigen Abständen zwischen oder an Bäumen kleine Bauwerke der Zwerge. Miniaturhäuser oder selbstgebaute kleine Strickleitern zwischen Ästen oder Leitern an Bäumen, sowie Fenster und Türen.
Gebaut wurden diese Gebilde von den Trachtenkindern aus Reichenhall und der Stadt Reichenhall. Eine großartige Idee. Nachdem ich die ersten Behausungen entdeckt habe und mir klar wird, dass es mehr davon gibt, achte ich den Rest des Weges mehr und mehr auf den Wegesrand, immer auf der Suche nach einer weiteren Zwergenbehausung. Und jedes Mal, wenn ich eines entdecke, erfreue ich mich an der Idee und der kreativen Umsetzung. Wirklich süß…
Nicht nur, dass das toll aussieht, es ist auch eine willkommene Abwechslung. Ich achte weniger auf den Weg und die Kilometer vergehen. Trotzdem vergeht mir auf den letzten Kilometern dann doch ein wenig die Lust und ich bin froh als ich letztlich Bad Reichenhall erreiche. Alles in allem ist das aber eine der abwechslungsreichsten und schönsten Etappen der Tour.
Tipp: Wenn nach dem Duschen die Lebensgeister zurückkehren, sollte man unbedingt noch durch den Königlichen Kurgarten in Bad Reichenhall wandern. Der Kurgarten mit der Wandelhalle und dem Gradierhaus diente als erholsamer Heilgarten und ist ein schöner Platz um am Ende eines solchen anstrengenden Tages nochmals die Seele baumeln zu lassen.
Salzalpensteig vom Chiemsee zum Königssee
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